Unsere Geschichte

1919 -2019
100 Jahre Musikverein Stadtkapelle Heimsheim

Die Entwicklung des Vereins von der Gründung 1919 bis heute

Das Jahr 1919 gilt als das Gründungsjahr des Vereins, seit diesem Jahr gibt es eine gesicherte Dokumentation. Allerdings findet sich in einem Protokollbuch des Gesangvereins „Liederkranz Heimsheim“ bereits im Jahr 1895 ein Hinweis auf eine Heimsheimer Musikkapelle. Sie marschierte vor einem Festzug zur Uhlandlinde am Heimsheimer See. Leider gibt es diesen für unsere Vereinsgeschichte wichtigen Nachweis nicht mehr, er wurde am 18.04.1945 ein Opfer der Flammen.

Im Jahr 1919, die Folgen des 1. Weltkrieges waren für die Menschen noch nicht überschaubar, taten sich acht zusammen und gründeten eine Kapelle unter dem Namen „Musikkapelle Frohsinn“. Nach 1920 gab es Verwirrung um den Namen, da in diesen Jahren fast jeder erwachsene Bürger Mitglied bei der Feuerwehr war, lag es nahe, die Musikkapelle als „Feuerwehrkapelle“ zu bezeichnen. Eigneten sich die schmucken Uniformen der Feuerwehr doch vorzüglich, der Kapelle ein eindrucksvolles Äußeres zu verleihen. Auch Berichte über die Vereinsfinanzen sorgten für Verwirrung. Einerseits war der Verein froh über eine Spende des nach Amerika ausgewanderten Mitbürgers Karl Schäfer von einem Dollar, damit sollte der Abmangel der Vereinskasse gedeckt und vom Rest Notenständer angeschafft werden – zur Zeit der Hyperinflation hatte jener Dollar einen Wert von 4,21 Billionen Reichsmark! – andererseits beteiligte sich der Musikverein 1923 mit dem heute unvorstellbaren Betrag von 2.170.000 Mark an der Anschaffung eines Klaviers für den Gesangverein. Das Klavier kostete „5 Millionen Mark, 2 Zentner Weizen und 200 Eier“.

Der Verein hatte kein Stammlokal, getagt wurde abwechselnd in den Heimsheimer Wirtshäusern. Als Probenraum diente der Musikkapelle „die alte Kinderschule“ in den Räumlichkeiten des Graevenitz’schen Schlosses.

Immer wenn die Musikkapelle bei festlichen Anlässen anderer Vereine mitwirkte, spielte das Thema „Getränke“ eine wichtige Rolle. So wird im Protokollbuch aus dieser Zeit darauf hingewiesen, wie viele Gläser Bier, außer der finanziellen Vergütung für den Verein, den Musikern zustanden. Als sich die Zeiten etwas gebessert hatten, liest man öfter, dass „freie Zeche“ ausgehandelt wurde.

Ab 1934, mehrten sich öffentliche und politische Veranstaltungen bei denen der Verein auftrat. Erwähnenswert ist der feine Unterschied in den Formulierungen des Protokollbuchs. Bei derartigen Anlässen heißt es dort „wir hatten zu spielen…“, während sonst immer geschrieben wurde „wir spielten…“. Als am 1. Mai 1938 von der Partei für die abendliche Tanzmusik in der Turnhalle „einfach Schallplatten“ genommen wurden, waren die Musiker ziemlich verärgert. Wörtlich heißt es im Protokollbuch: „Da nahm die Partei zum Tanz in der Turnhalle Schallplatten, was bei den Musikern große Erregung verursachte und viel kritisiert wurde“. Der schwärzeste Tag in der Geschichte Heimsheims und für den Verein war der 18. April 1945, neben einem Großteil der Stadt wurden auch zahlreiche Musikinstrumente und Noten vernichtet. Die Kameradschaft unter den Musikern aber lebte, so konnte schon am 5. März 1949 im Gasthof Hirsch eine „Neugründungsversammlung“ stattfinden.

Das Kreismusikertreffen 1952 in Heimsheim war die erste größere Veranstaltung nach dem 2. Weltkrieg. Hier trat der Verein erstmals wieder in einheitlicher Kleidung auf, blaue Hemden mit dem Stadtwappen am linken Arm. 1956 gehörte der Musikverein zu den Gründungsmitgliedern des „Kuratoriums Schleglerschloss Heimsheim e.V.“. Ab diesem Jahr wurde im Schleglerkasten geprobt. Der 3. April 1960 war für den Musikverein ein besonderer Tag. Bei einem Konzert in der Turnhalle wurde die neue Trachtenuniform vorgestellt. Die Farben orientierten sich am Stadtwappen.

Eine zukunftsweisende Veranstaltung war das Musikfest im September 1961. Der damalige Vorsitzende Walter Mouris verkündete bei diesem Fest, dass eine Jugendkapelle gegründet wird. Innerhalb weniger Tage meldeten sich 30 Kinder an. Hatte sich der Verein über Jahre hinweg mit dem Musikernachwuchs schwergetan, befand er sich jetzt plötzlich in einer ganz neuen Situation.

Ein herausragendes Ereignis, für die Musiker war 1965 die 1000-Jahrfeier der Stadt. Ab 1968 wurden die ersten Auslandskontakte geknüpft.

Bei der Jahreshauptversammlung am 11. Januar 1969 schlug der damalige Bürgermeister Karl Schuler vor, dem Musikverein den Namen „Musikverein Stadtkapelle Heimsheim“ zu geben. Nach Gemeinderatsbeschluss wurde dieser Name formell ins Vereinsregister eingetragen.

1970 wurde das „Weihnachtskonzert“ aus der Taufe gehoben, nachdem bis dahin immer ein „Silvesterblasen“ auf dem Marktplatz stattgefunden hatte. 1981 wurde dieses Konzert in „Jahresabschlusskonzert“ umbenannt und ist seither der musikalische Höhepunkt im Jahr.

Beim Musikfest im Juni 1972 stand ein Fußballspiel zwischen der Weltmeisterelf von 1954 und einer Prominentenauswahl aus dem Umkreis auf dem Programm.

Am 20. Oktober 1979 hatten die „Original Schleglermusikanten“ ihre Premiere, eine kleine Besetzung, die Tanz- und Unterhaltungsmusik spielte. Ende Juni 1993 wurde das „Schleglerfest“ aus der Taufe gehoben. Mit diesem „historisch angehauchten“ Fest auf dem Schlosshof, hatte der Musikverein ins Schwarze getroffen. Fester Bestandteil des Festes war es, eine Person, die sich um den Verein besonders verdient gemacht hatte, zum Ritter zu schlagen. Das Jahr 1994 stand unter dem Motto „75 Jahre Musikverein Stadtkapelle Heimsheim“. Anlässlich dieses Jubiläums entstand die erste CD der Stadtkapelle. Höhepunkt im Jahr 1997 war die USA-Konzertreise, zur befreundeten „Upper Valley Community Band“.

Seit dem Jahr 1998 ist der Musikverein unter www.mvheimsheim.de mit einer eigenen Homepage im damals noch „neuen“ Internet vertreten.

Beim Schleglerfest 2001 konnte der Musikverein eine Gastkapelle aus Kanada begrüßen, die „Dawson Creek Community Band“. Zum 90jährigen Jubiläum im Jahr 2009 reiste der Verein zu seinen langjährigen Musikfreunden nach Diemeringen ins Elsass.

2015 wurde das neue Konzept für das Musikfest umgesetzt. Auf dem Schlosshof findet nun der „Sommerstadl“ statt. Passend zur Veranstaltung, spielen nun die Schleglermusikanten als traditionelle Blasmusik-Besetzung.

Das Jahr 2019 stand ganz im Zeichen des 100jährigen Jubiläums. Zum Abschluss des Jubiläumsjahres fand am 16.12.2019 der Spatenstich für eigene Probenräume statt. Aktuell spielen in der Stadtkapelle ca. 50 Musiker zwischen 16 und 71 Jahren, das Repertoire umfasst die ganze Vielfalt traditioneller und moderner Blasmusik.